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       Tierschutz versus Zucht??? 
                    oder auch:
Gibt es echt nur Schwarz und Weiß??

Tierschutz und Zucht - eines der Themen unter Hundemenschen, bei denen man sich locker ne Cola und ne Tüte Popcorn holen und zurücklehnen kann. Ist ungefähr so wie die Frage nach dem richtigen Futter. Oder der richtigen Erziehung. 

Nun, ich persönlich versuche grundsätzlich jemand zu sein, der nicht nur schwarz-weiß denkt. Und genauso geht es mir auch bei diesem Thema.

Eins vorweg: Ich rede jetzt hier von GUTEN Züchtern, also solchen, die sich im Vorfeld viel Wissen aneignen, unter einem Verband züchten (also reinrassig), die auf die Gesundheit der Hunde achten, auf die passende Verpaarung, eine tolle Aufzucht und Sozialisation und und und. Aus meiner Erfahrung, die ich bereits bis jetzt erworben habe, weiß ich, wieviel Zeit und Wissen dazu gehört! Und ich rede auch von GUTEM Tierschutz, also Tierschutz mit Verstand, bei dem die Prävention vor Ort im Vordergrund steht, die Tiere nicht blind irgendwohin gegeben werden und bei dem die vermittelten Tiere ihr Leben lang betreut werden.

Ich bin seit vielen, vielen Jahren aktiv im Auslandstierschutz auf Sardinien, fliege jährlich ein- bis zweimal selber runter und habe aktuell auch zwei Hunde und eine Katze von den STREUNERHerzen, dem Verein, in dem ich mich seit vielen Jahren aktiv ehrenamtlich einbringe, und das mit ganzem Herzen. 

Ja - und trotzdem gehe ich nun auch den Weg in die Zucht. Was bei vielen Leuten, egal ob es Tierschützer sind oder auch Züchter oder Hundehalter, die sich niemals einen Hund aus dem Tierschutz (schon gar nicht aus dem Auslandstierschutz) anschaffen würden, auf Unverständnis stößt.

Was dann wiederum bei mir auf Unverständnis stößt, weil das eine meiner Meinung nach das andere doch nicht ausschließen muss!

Aus der Sicht vieler Tierschützer gibt es doch "genug Tiere im Tierheim, da müssen doch nicht noch extra welche gezüchtet werden"! Nun, dem gebe ich insofern voll und ganz recht, wenn es sich um die Vermehrung von (Mischlings-)Hunden handelt. Das ist unnötig und gehört auch meiner Meinung nach verboten. Denn davon gibt es wirklich genug im Tierschutz. Und keiner garantiert bei der Verpaarung zweier unterschiedlicher Rassen, dass immer nur die positiven Eigenschaften vererbt werden... 

Ich rede aber hier von gezielter Zucht von Rassehunden mit Verstand und Hintergrundwissen über Genetik, Rasseeigenheiten, Gesundheit etc.. Ich finde, dass Rassen als solche mit ihren Eigenschaften, ihren Schwerpunkten und auch ihrer Optik einfach erhalten werden müssen! Zum einen frage ich mich, wieviel Tierschutzhunde sollen denn "ausprobiert" werden, bis man einen gut arbeitenden Polizeihund hat? Oder einen Hund, der an Schafen arbeitet? Bereits ausgesuchte Welpen werden auf ihren Job als Assistenzhunde vorbereitet, sie müssen frei von jeglicher Angst etc. sein. Und und und, die Liste ließe sich beliebig fortführen.

Und dann sind da auch "Leute wie ich", die sich einen Hund für den Sport wünschen. Natürlich hat man keine Garantie, aber ganz ehrlich, die Wahrscheinlichkeit ist einfach ungleich höher, wenn ich einen Rassewelpen aus einer Zucht habe. Das ist halt einfach so.

Oder die Menschen, die sich einfach einer Rasse verschrieben haben, ohne einen bestimmten Hintergrund wie Arbeit oder Sport mit dem Hund.. dürfen die dann keinen Hund haben? Oder müssen warten, ob sich irgendwann der passende Hund im Tierschutz findet? Und sich dann um den "prügeln", weil es so viele Bewerber geben würde. Und was, wenn der nicht kommt?? Irgendeinen nehmen? Oder dann halt keinen?

Und dann stellen wir uns doch mal ganz doof vor, der Wunsch vieler Tierschützer würde sich mit einem Knall erfüllen: Alle Hunde sind kastriert - und dann? Leben wir in 15 Jahren in einer Welt ohne Hunde?? 

Die andere Sichtweise ist die einiger Züchter bzw. Hundemenschen, die den (Auslands-)Tierschutz verurteilen. Wobei ich sagen muss, dass hier die Anzahl wesentlich geringer ist als die Anzahl der Tierschützer.

Nun, wie gesagt, ich bin seit fast 15 Jahren im Tierschutz auf Sardinien tätig. Ich habe Dinge gesehen, die mich einfach am Menschen zweifeln lassen, an seiner Empathie.. schreckliche Bilder von Tieren, die ich hier gar nicht weiter beschreiben möchte. Womit die Tierschützer vor Ort tagtäglich zu kämpfen haben übersteigt die Vorstellungskraft vieler Menschen. 

Deswegen finde ich es vermessen, den (Auslands-)Tierschutz zu verurteilen - diese Menschen sollten einmal mitkommen, vor Ort helfen, das Elend erleben... und mir DANN noch einmal ihre Meinung sagen. Aus der Ferne urteilen ist mir zu einfach...

Und auch im Tierschutz gibt es wunderbare Hunde. Entgegen der Meinung mancher Menschen haben nicht alle Tierschutzhunde irgendwelche Probleme oder sind nicht händelbar oder mega ängstlich oder oder oder. Ich kenne Hunde vom Züchter, die nicht in der Lage sind, über glatte Böden zu gehen oder sich vor jedem seltsamen Geräusch in der Ecke verstecken! Und ich kenne etliche Hunde aus dem Tierschutz, die einfach mega toll und souverän sind in jeder Lebenslage. 

Deswegen frage ich mich, warum man nicht einfach beides akzeptieren und vielleicht sogar unterstützen kann?? Ist es denn so schwer, als Tierschützer auch der Vernunft nachzukommen und Einsicht zu zeigen, anstatt auf die Meinung zu pochen? Und ist es für andere wirklich so schwer, mal hinter die Kulissen zu schauen, vielleicht sogar mal zu helfen? Und auch Einsicht zu zeigen?

Warum fällt es Menschen so schwer, Meinungen auch mal zu ändern?

Denn eines ist doch Fakt: Wir möchten mit unseren Hunden, egal woher sie auch kommen, einfach nur ein Leben lang glücklich sein!!! Und wenn ich sehe, dass Bungee vom Züchter und Frieda aus dem Auslandstierschutz best friends sind, denke ich: Die machen wieder mal alles viel richtiger als wir Menschen! 

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